Bettler neben dem Hauseingang

[Sugargypsy]

Als ich heute morgen in der Stadt war, sind mir sehr viele Verkäufer der Obdachlosenzeitschrift als sonst begegnet. Da heute großer Faschingsumzug war nicht weiter verwunderlich, aber es waren schon auffällig viele. Das und die Erwähnung von Dir Sotti, was die Verkäufer betrifft, hab ich jetzt noch mal ein bisschen weiter recherchiert.

Ich habe entdeckt, dass es hier bei mir in der Stadt von ehemaligen Obdachlosen Führungen gibt - dass es das in anderen Großstädten gibt, wusste ich, auf die Idee, dass es das hier auch gibt, kam ich noch nicht ... Ich werde unter der Kontaktnummer morgen anrufen und fragen, wann die nächste Führung ist und möglichst daran teilnehmen. Außerdem erhoffe ich mir, dort zu erfahren, von wem (vielleicht ja auch direkt dort) ich noch weitere Infos diesbezüglich erhalten kann, die ganz konkret auch auf meine Fragen und auf die örtlichen Gegebenheiten eingehen können.

[GreenLemon]

Lemon, an sich stimme ich dir zu.
Aber ich weiß aus meiner Arbeit, dass eben diese Anlaufstellen ein Auge darauf haben, wer immer wieder kommt und wer plötzlich weg bleibt. Da gibt es Strukturen auch unter den Obdachlosen, wo man lose voneinander weiß. Und es gibt auch Stellen an die zB die Post geschickt werden kann bzw. die Grundsicherung. Dort können die Menschen ohne festen Wohnsitz hingehen, ihre Wäsche waschen, Neuigkeiten austauschen oder auch mal Formulare ausfüllen. Oder ggf. auch mal zu einem Arzt vermittelt werden. Dazu sind Sozialarbeiter o.ä. vor Ort, die ihnen helfen. Oder auch mal helfen, einen neuen Schlafsack zu besorgen oder was weiß ich auch immer. Und dort wird keiner abgewiesen, weil er alkoholkrank ist.
Da die Menschen dort mehr oder weniger regelmäßig hingehen, wissen die SozArb in der Regel auch, wem wie weiterzuhelfen ist oder eben auch nicht (mehr).
Das kann ein Passant im Vorbeigehen normaler Weise nicht abschätzen.

Ja, sowas in der Art hatte ich schon auch vermutet. Ich kann jetzt nicht abschätzen, in wieweit das, was du sagst, mein geschildertes Verhalten beeinflussen sollte. Meinst du, ich sollte was anders machen? (Ich frage wirklich ganz offen, ich hab ja nur meine Meinung geschildert und die ist nicht in Stein gemeißelt).

[giggi]

Wenn dich dieses Thema wirklich interessiert, gibt es einige Informationsmöglichkeiten.
Wenn ich von hier ausgehe (mittlere Großstadt) dann würde ich als erste Infoquelle die "Pflasterstub" nennen, dies ist ein niederschwelliges Angebot für Obdachlose und bedürftige Menschen. Ich mache bewußt diese Unterscheidung, denn nicht jeder Bedürftige ist obdachlos. Hier gibt es ein kostenloses Frühstück, Wechselwäsche, Waschmaschine, Dusche, alle 14 Tage kostenfreier Friseur, ärztliche sowie zahnärztliche Versorgung. Hier kann man auch jederzeit Informationen erhalten oder ehrenamtlich mitarbeiten.
Dann gibt es in fast allen größeren Städten Essenstreffes, bei denen man einfaches, kostenfreies Essen bekommt, oder gegen geringes Aufgeld ein "Menue". Auch hier kann man sich informieren oder bei einem Mittagesse, das für "nicht Bedürftige" etwas mehr kostet, mit den Menschen ins Gespräch kommen.
Hier bei uns in der Stadt gibt es jeden Sonntag, organisiert voin den Kirchengemeinden, ein kostenfreies Essen, zu dem regelmäßig ca 200 Menschen kommen und in den 17 Jahren in denen ich diese Aktion begleite habe ich noch nie! einen der allgegenwärtigen Becherträgern getroffen,
Jeden Montag kommen zu mir ins Büro ca 40 Menschen, von denen schätzungsweise 20 Stammgäste sind, um sich eine kleine Unterstützung in Form von Essensgutscheinen abzuholen, auch hier keine Becherträger.
Wenn du weitere Infos willst, jederzeit

[Sugargypsy]

So, ich hab gerade angerufen und zum einen werde ich bei einer Stadtführung Anfang April teilnehmen, zum anderen habe ich noch etwas ausführlicher mit dem Zuständigen gesprochen. Er hat mir klar abgeraten Geld zu geben. Was Essensspenden betrifft, hat er gemeint, ich kann es ja probieren. Überzeugt war er nicht davon, hat auch gesagt, ich soll dann bitte auch beobachten, was der Bettler mit dem Essen macht.

@ Giggi
Danke für Dein Angebot für weitere Infos. Ich habe vor einigen Jahren hier bei der Vesperkirche als Ehrenamtliche mitgearbeitet - sowohl in der Küche + Ausgabe als auch beim Programm. D.h. das Thema ist mir nicht ganz fremd, aber es ist auch schon eine Weile her.

Ich werde daher jetzt erst mal meine alten Kontakte zu diversen sozialen Einrichtungen bzw. deren Mitarbeitern hier wieder aufleben lassen, denn hier hab ich den regionalen Bezug. Ich bin ja vom Beruf her Sozialarbeiterin, bevor ich mit meiner Freiberuflichkeit anfing. Allerdings war meine Zielgruppe damals benachteiligte Jugendliche und junge Erwachsene. Da hab ich nur ganz am Rande mit dem Thema zu tun gehabt.

[Tastenflitzerin]

So, ich hab gerade angerufen und zum einen werde ich bei einer Stadtführung Anfang April teilnehmen, zum anderen habe ich noch etwas ausführlicher mit dem Zuständigen gesprochen. Er hat mir klar abgeraten Geld zu geben. Was Essensspenden betrifft, hat er gemeint, ich kann es ja probieren. Überzeugt war er nicht davon, hat auch gesagt, ich soll dann bitte auch beobachten, was der Bettler mit dem Essen macht.

Na siehste...... meine Worte.

Konntest du mal beobachten, wie sich andere Hausbewohner verhalten? Die müssen ja auch an ihm vorbei.

[Sugargypsy]

Das Haus in dem ich wohne wurde vor einigen Jahren verkauft und einige Wohnungen in Einzelappartements aufgeteilt. Es sind nur noch 2 Mieter da, die ich näher kenne - mit den anderen besteht so gut wie kein Kontakt außer einem Hallo, wenn man sich im Hausflur trifft.

Die meisten sind berufstätig und auch meist zu Zeiten unterwegs, wo ich morgens noch nicht und abends auch eher nicht unterwegs bin.

Inzwischen bin ich an dem Punkt, dass ich mich, wenn ich was machen will, das dann eher als Ehrenamtliche mache, in Strukturen mit Fachpersonal, die sich thematisch auskennen. Wobei ein weiteres Engagment zeitlich eher schwierig wird, ich bin halt bei was anderem schon ganz gut eingespannt.

[Kisca]

Hallo Sugar, gerade kam bei Galileo ein Beitrag über Bettler. Ja, es gibt eine Bettlermafia, aber in D sind nur 20% dort beteiligt. 80% sind Bettler, die für ihre Familien betteln.

[giggi]

sugar das ist ja witzig, ich bin von Haus aus auch Sozialarbeiter, allerdings Schwerpunkt Resozialisierung Strafgefangener und Therapie Abhängiger.

[Hexe]

Hallo Sugar, gerade kam bei Galileo ein Beitrag über Bettler. Ja, es gibt eine Bettlermafia, aber in D sind nur 20% dort beteiligt. 80% sind Bettler, die für ihre Familien betteln.

mir fällt es schwer, diese zahlen zu glauben....
das würde ja bedeuten, dass 80% aller bettler familie haben und sie auf diesem weg "versorgen" müssen....
schwer vorstellbar...

[Kisca]

mir fällt es schwer, diese zahlen zu glauben....
das würde ja bedeuten, dass 80% aller bettler familie haben und sie auf diesem weg "versorgen" müssen....
schwer vorstellbar...

Ist es. Aber in dem Beitrag wurde gesagt, dass diese 80% aus Slowenien kommen. Alle aus einem Gebiet. Plattenbau ohne Wasser. Der Tank kommt 1x die Woche und die Bewohner schleppen mit Eimern. Gezeigt wurde eine Wohnung 1Zi, ein Bett und 5 Personen. Die Bewohner Roma und sehr unbeliebt bei der Stadt. Schlimme Verhältnisse. Die Bewohner sahen das Auto': ach aus M; vielen Dank, das ihr für uns spendet.

In der gleichen Stadt, 5km weg - für mich sah es eher nach Dorf aus, lebt die Bettelmafia.

Zum Schluss wurde dann gesagt : Bettelmafia muss 50€ pro Person oder 150€ für eine Gruppe gesammelt werden. Abends wird, weil Kontrolle, erst an der Unterkunft, Auto, unter Brücke das Geld kassiert wird. Bei den anderen sind ca. 25€/Tag. Davon schicken sie 20€ der Familie über Bank habe ich vergessen. Und von den 5€ leben sie in M.

[sotti]

Es ging also nicht um Bettler allgemein, sondern um Roma-Bettler (in einer bestimmten Gegend), Kisca, ja?

[Kisca]

Es ging um die München Bettler. Da wurde gesucht und Papiere verglichen und komischerweise alle aus einem Gebiet. Also doch Mafia? Und dann sind eine Reporterin mit Team dort hin gefahren.

[bisel]

Was ist aus deinem Bettler geworden, liebe Sugar?

[Sugargypsy]

Ich weiß es nicht wirklich, Bisel, ich hab ihn jetzt schon über eine Woche nicht mehr gesehen, aber ich bin gerade entweder zu so frühen Zeiten unterwegs, dass da noch kaum jemand auf der Straße ist oder ich bin in der Wohnung, aufgrund meiner frisch erworbenen Pollenallergie . Ich geh jetzt allerdings gleich los, dann werd ich sehen, ob er noch da ist.

Mein Umgang damit ist aber entspannter geworden, seit ich weiß, warum ich so stark reagiere habe bzw. inzwischen reagiert habe. Es war letztendlich eine Projektion meinerseits, die mit dem Bettler selbst nichts zu tun hat. Er / seine Situation hat für mich etwas aus einer Zeit symbolisiert, an die ich nicht gern zurückdenke, zum Glück auch weitestgehend abgeschlossen ist, aber das war so eine Erinnerung daran. Klingt jetzt sicherlich etwas kryptisch, aber das ist eine ziemlich private Geschichte, auf die ich nicht näher eingehen möchte .

[bisel]

Na, wenn du damit entspannter umgehen kannst, ist´s doch gut.

[DasSchaf]

Ich wollte das gleiche wie Bisel schreiben.
Solange es für dich jetzt wieder in Ordnung ist, müssen wir nicht verstehen warum!